Rechtspfleger im europäischen Dialog: Fachlicher Austausch zwischen spanischen Letrados de la Administración de Justicia und deutschen Rechtspflegern im Rahmen des EJTN-Programms

Vom 19. bis 21. Mai 2025 fand im Rahmen des durch die Europäische Union geförderten Austauschprogramms European Judicial Training Network (EJTN) ein intensiver bilateraler Fachaustausch zwischen dem Landesvorsitzenden des BDR Hamburg, Sören Georg Sauer, und der Vorsitzenden der spanischen Rechtspfleger-Vereinigung Colegio Nacional de Letrados de la Administración de Justicia, Maria Jose Cañizares Costallanos, in Almería (Andalusien, Spanien) statt. Ziel der Gespräche war unter anderem der Vergleich der Aufgabenprofile deutscher Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger mit ihren spanischen Pendants, den Letrados de la Administración de Justicia.

Maria Jose Cañizares Costallanos ist eine erfahrene und engagierte Vertreterin ihres Berufsstands auf europäischer Ebene. Als Vorsitzende der spanischen Rechtspfleger-Vereinigung vertritt sie Spanien in der Europäischen Union der Rechtspfleger (E.U.R.), in der Deutschland durch den BDR vertreten ist. Als hervorragend vernetzte und geschätzte Kollegin setzt sie sich mit großem Engagement für die Weiterentwicklung des Berufsbildes des Rechtspflegers auf europäischer Ebene ein und ist auf nationaler Ebene gleichermaßen versiert. Die E.U.R. ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO) bestehend aus Rechtspfleger-Berufsorganisationen aus 13 EU-Mitgliedstaaten, deren Ziel die Verbesserung der Effizienz und Bürgernähe der Justiz sowie die Angleichung der Rechtssysteme in Europa durch die Einführung eines einheitlichen europäischen Rechtspflegerberufs ist. Die E.U.R. ist seit 1971 als Organisation mit beratendem Status beim Europarat und seit 2003 mit Beobachterstatus bei der Europäischen Kommission für die Effizient der Justiz (CEPEJ) tätig.

Auch der individuelle Austausch zwischen Maria Jose Cañizares Costallanos und Sören Georg Sauer war nicht nur fachlich bereichernd, sondern auch persönlich inspirierend. Deutlich wurde, wie wertvoll der direkte Vergleich unterschiedlicher justizieller Strukturen und Arbeitsweisen für die Weiterentwicklung des eigenen Berufsbildes ist.

Im Mittelpunkt des Austauschs standen die vergleichende Beschreibung des Ist-Zustands bezüglich Verantwortlichkeiten, Gerichtsstrukturen sowie insbesondere der Tätigkeitsbereiche selbst. Während deutsche Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger als Organ der Rechtspflege mit weitreichenden Entscheidungsbefugnissen in zahlreichen Verfahrensbereichen agieren, sind die spanischen Letrados de la Administración de Justicia vor allem für die Verfahrensleitung, die Organisation gerichtlicher Abläufe und die administrative Unterstützung der Gerichte zuständig. Diese Unterschiede machten den Austausch besonders interessant: Sie zeigten, wie vielfältig und zugleich komplementär die Aufgabenstrukturen innerhalb der europäischen Justizsysteme sein können – und wie wichtig es ist, voneinander zu lernen. Der Austausch verdeutlichte eindrucksvoll, wie vielfältig die Rolle der Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger in Europa ausgestaltet sein kann – und wie viel wir im europäischen Dialog voneinander profitieren.

Das European Judicial Training Network (EJTN) koordiniert EU-weite Austausch- und Fortbildungsprogramme für Justizangehörige und bietet auch Rechtspflegerinnen und Rechtspflegern die Möglichkeit zur Teilnahme. Weitere Informationen zum EJTN und zu den Austauschformaten finden Sie unter: European Judicial Training Network (EJTN)

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