Bereits seit mehreren Jahren finden in regelmäßigen Abständen auf Einladung des BDR Hamburg an Alster und Elbe die sogenannten Hamburger Gespräche statt: Ursprünglich ein wiederkehrender Austausch der BDR-Landesverbände aus Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg sowie dem niedersächsischen Verband der Rechtspfleger (VdR), deren Länder das Studium der Rechtspflegeranwärterinnen und -anwärter an die Norddeutschen Hochschule für Rechtspflege in Hildesheim (HR Nord) tragen. Seit geraumer Zeit konnten wir dabei auch Vertreter aus den BDR-Landesverbänden Brandenburg und Berlin als konstruktive Gesprächspartner zum gemeinsamen Austausch und Abgleich der Situationen in den unterschiedlichen Bundesländern gewinnen.
Am 24.06.2022 fanden, auch hier nach coronabedingter Pause, wieder die Hamburger Gespräche statt. Dieses Mal konnten wir die BDR-Landesverbände Bremen, Schleswig-Holstein, Berlin und Hamburg begrüßen. Thematisch wurden die Veränderungen in den Bewerberzahlen gleichermaßen wie die wahrnehmbare Änderung in den Abschlussquoten an den Rechtspflege-Hochschulen erörtert. Ebenfalls der Umgang der Hochschulen mit der (Fern-)Lehre in Corona-Zeiten und deren Folgen wurden kritisch eruiert. Ein weiteres Thema, das gemeinsam mit den anderen Landesverbänden erörtert wurde, war beispielsweise die Möglichkeiten zur Verbesserung des Onboardings junger Kolleginnen und Kollegen sowohl durch den BDR aber insbesondere durch den Dienstherrn. Als gutes Beispiel wurde die Dienstvereinbarung des OLG Schleswig angeführt, nach welcher die jungen Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger im ersten Quartal ihrer Diensttätigkeit nach dem Studium nur mit einem verminderten Pensum eingesetzt werden. Durch die freien Ressourcen soll Zeit gegeben werden, sich der Arbeitsrealität gleichermaßen zu stellen wie Fortbildung in Strukturierung des Arbeitsalltags aber auf Fort- und Weiterbildung in Fachgebieten der Rechtspfleger, die im Studien nicht oder nicht hinreichend lange thematisiert wurden, wahrzunehmen. Ebenfalls die in Schleswig-Holstein vereinbarte Regelbeförderung auf A10 zusammen mit der Lebenszeiternennung wird als äußerst positiven Anreiz für junge Kolleginnen und Kollegen wahrgenommen. Dass es sich dabei um ein Thema handelt, welches ebenfalls der BDR Hamburg sich auf die Fahnen geschrieben hat, steht außer Frage! Nicht nur die Stärkung des Rechtspflegers in seiner Funktion als Rechtsprechungsorgan sondern ebenfalls die Förderungen attraktiver Arbeitsumfelder für Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger gilt es in den Blick zu nehmen.
Gleichermaßen wurde in den Hamburger Gesprächen auch deutlich, dass die unterschiedlichen Bundesländer und der Bund selbst untereinander um qualifizierte Nachwuchskräfte buhlen müssen. So wurde zum Thema gemacht, dass mehrere Länder bereits erfahren musste, dass junge Kolleginnen und Kollegen direkt nach Beendigung des Beamtenverhältnisses auf Widerruf durch erfolgreiches Ablegen der Studien-Abschlussprüfung von anderen Bundesländern oder auch Bundesbehörden unmittelbar in Beamtenverhältnisse anderer Dienstherrn, auch in andere Laufbahngruppen, (weg-)berufen wurden. Das Stellen eines Studienplatzes mit Anwärterbezüge scheint nicht mehr hinreichend zu sein, um junge Kolleginnen und Kollegen an den das Studium finanzierenden Dienstherrn zu binden. Insbesondere Bundesbehörde, die in Relation zu Landesbesoldungen mit recht attraktiven Salären werben können, scheinen nach Beendigung des Beamtenverhältnisses auf Widerruf attraktivere Arbeitgeber als die Landesjustizbehörden zu sein. Die Attraktivität des Dienstherrn für den Beamten, so gilt es festzustellen, wird immer wichtiger! Insbesondere für Hamburg als Stadtstaat wird es im Wettlauf mit anderen Dienstherrn wichtig nicht allein darauf zu setzen, eine urbane Umgebung zu stellen.
Insgesamt zeichneten sich die Hamburger Gespräche auch dieses Mal nicht nur als sinnvollen Erfahrungsaustausch aus sondern sind gleichermaßen für die teilnehmenden Ländern mit Synergien verbunden.
Für den BDR Hamburg haben der stellvertretende Landesvorsitzende Alexander Marko und der Landesvorsitzende Sören Georg Sauer an den Hamburger Gesprächen teilgenommen.
(Text und Fotos: Sören G. Sauer)