(Text: Diana Döbel)
Die diesjährige Mitgliederversammlung des BDR LV Hamburg fand am 28.03.2017 im Plenarsaal des Hanseatischen Oberlandesgerichts statt. Immerhin 16 Mitglieder nahmen bei sommerlichen Temperaturen an der Versammlung teil, darunter auch unser ältestes Mitglied: Jürgen Schaper. Jürgen Schaper ist seit 1953 und damit seit 64 Jahren Mitglied im Landesverband. Er hat die Vorstandsarbeit im vergangenen Jahr maßgeblich beeinflusst. Durch ihn angeregt, hat der Vorstand Gespräche mit den justizpolitischen Sprechern der Bürgerschaftsfraktionen geführt und sich intensiv und mit Erfolg um die Erhöhung der Anwärterzahlen bemüht. Im letzten Jahr wurden bereits 9 statt zunächst von der Justizbehörde beabsichtigte 5 Anwärter eingestellt. In diesem Jahre werden und auch im nächsten Jahr sollen jeweils 17 Anwärter und Anwärterinnen ihre Ausbildung beginnen können. Jürgen Schaper wurde mit einem Blumenstrauß sowie einem Pin des BDR LV Hamburg für die langjährige Mitgliedschaft geehrt.
Neben den üblichen Formalitäten erstattete der Landesvorsitzende Christian Dennert den Geschäftsbericht in wesentlichen Auszügen; der komplette Geschäftsbericht wird auf Anfrage gerne zur Verfügung gestellt (bdrhamburg@ag.justiz.hamburg.de). Des Weiteren stand die Satzungsänderung des § 13 Abs. 3 zur Änderung des Procedere bei Vorstandswahlen auf der Tagesordnung. Die Satzungsänderung wurde einstimmig bei drei Enthaltungen beschlossen.
Nach der Mitgliederversammlung endete der Nachmittag bei einem kleinen Umtrunk in gemütlicher Runde. Jürgen Schaper trug spontan eines seiner Gedichte vor, das das Thema Personalmangel behandelt: damals wie heute ist es allgegenwärtig, wenn auch die Dramatik seit letztem Jahr nicht mehr so festzustellen ist. Mit seiner freundlichen Genehmigung dürfen wir es veröffentlichen:
SCHIFFBRUCH AN DER ELBE
Eine altonaische Ballade
von Jürgen Chr. Schaper
In Seenot kam in Altona
Im Sturm das Schiff „justitia“.
Hoch schlug hier die Aktenmenge
Häufig über alle Stränge.
Das Gerichtsschiff ziemlich schief
Schlingernd durch die Wogen lief.
*
Wenn wir nicht die Lage ändern,
Wird es wohl in Bälde kentern.
Deshalb tönt ein Wehgeschrei:
Es muß Personal herbei,
Das an Schreibtisch und Maschine
Der allgemeinen Rettung diene.
*
Der Senat bekam Bericht,
Doch neue Leute gibt es nicht.
Wie die Ratten sinkend Schiff,
Verlassen sie nun das Gericht.
Doch die Senatorin1 spricht:
Geld für`s Schreiben hab‘ ich nicht.
*
Wotans Raabe2 schaut nach Land,
Doch Hilfe hat er nicht erkannt;
Denn die vielen Bürokraten
Lassen auf die Lösung warten.
Metzinger3 in seiner Qual,
Hat ja selbst kaum Personal.
*
Und so tönt’s aus allen Ritzen:
„Leute können wir uns schnitzen“
Obrigkeitlich abgewinkt
Haben wir Rettung abgeschminkt.
Können uns nun selber stützen,
Doch das wird hier wenig nützen.
*
Derweilen stieg der Aktensaum
Schon in den Maschinenraum.
Ja, es wuchs der Sachen Flut
über’n Kopf uns bis zum Hut.
und er steigt sogar noch weiter,
Höher noch als jede Leiter.
*
So ist bald vom Untergang
Hier bedroht der Aktengang.
Wenn wir keine Hilfe sehen,
Werden wir zugrundegehen!
Nur ein einziger wird aufgefischt –
Der Euch dies Gedicht auftischt.
***
veröffentlicht 1992
in „Der Altonaer Gerichtsbote“
1 Senatorin war damals Lore Maria Peschel-Gutzeit.
2 Herr Raabe war zu der Zeit Amtsleiter des Amtes für Allg. Verwaltung in der Justizbehörde.
3 Herr Metzinger war der damalige Präsident des AG Hamburg.